Berichte von 05/2019

The End of the Road

Dienstag, 28.05.2019

... so nennen die Kanadier diesen magischen, wunderschönen Ort Tofino an der Westküste Vancouver Islands. Viel weiter könnte man auch wirklich nicht fahren, und wenn man erstmal hier war will man das auch gar nicht. Ich habe meinen happy place gefunden.

Vor knapp einem Monat bin ich auf die Insel gekommen, nachdem ich Sassi am Flughafen abgesetzt habe und wollte so viel wie möglich sehen, bevor ich mich für den Sommer wieder niederlasse. Mit der Fähre bin ich nach Victoria gefahren, British Columbias bezaubernde Hauptstadt. Es erinnerte mich sehr an eine europäische Hafenstadt mit seinen alten Gebäuden und vielen Restaurants am Rande des Wassers. Ich habe die meiste Zeit damit verbracht, die Gegend zu erkunden und habe Menschen getroffen, die ich später in Tofino wieder sehen würde. Von Victoria ging es mit einer Fahrgemeinschaft weiter nördlich nach Nanaimo, wo ich im Hostel zwei Jungs getroffen habe, die ich bald meine Roadtrip-Buddies nannte. Wir haben eine Wanderung gemacht und entgegen meiner Erwartungen musste ich feststellen, dass trotz täglichem Snowboarden auf 2000m Höhe doch noch nicht so fit war. Aber die Anstrengung war es wert und wir hatten die beste Aussicht..

Von Nanaimo sind wir dann weiter westlich nach Ucluelet gefahren und alleine die Fahrt dahin war spektakulär. Diese Insel hat so viele sehenswerte Plätze und es hat die Vorfreunde auf Tofino nur noch vergrößert.

Ende April bin ich dann in Tofino angekommen und nach kurzer Orientierung hatte ich am nächsten Tag auch direkt meinen ersten Arbeitstag. Ich kann es immer noch nicht glauben, wie ideal die Lage meiner Mitarbeiterunterkunft ist. Zwar ist es nicht das schönste Gebäude, aber es liegt direkt am Wasser und ist nur eine Minute von meinem Restaurant entfernt. Ich teile mir das Zimmer mit einer anderen Kanadierin Christina und insgesamt wohnen wir mit ca. 30 Leuten zusammen. Alle arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, da das Resort zusätzlich zu dem Restaurant, auch über einen Pub und dem Adventure Centre verfügt. Es werden Touren wie Whale -& Bearwatching angeboten, man kann zu den Hotsprings fahren oder einfach so Boote buchen. Ich habe nichts schlecht gestant, als bei der Orientation erzählt wurde, dass wir als Mitarbeiter die Touren für 12 Dollar buchen können (wir zahlen sozusagen nur die "Steuern"). Und es kam immer besser; wir dürfen das Fitnessstudio umsonst nutzen ( hands down das schönste Studio, welches ich jemals gesehen habe) und wir kriegen das Essen im Restaurant und im Pub für den halben Preis. 

Ich frage mich immer noch, was der Haken an der ganzen Sache ist, aber bis jetzt habe ich ihn wirklich noch nicht gefunden. Mittlerweile habe ich mich auch schon gut eingearbeitet, habe beide Positionen als Kellner und als Hostess. Unser Küchenchef Paul hat letzte Woche die berühmte kanadische TV-Show "Top Chef Canada" gewonnen - dieser Sommer wird also der absolute Wahnsinn was den Ansturm betrifft.  Aber das Essen  (zumindest das, was ich bis jetzt probiert habe) ist auch wirklich wirklich gut- der Titel ist also aufjeden Fall verdient. Ich habe ein paar Fotos vom Restaurant gemacht, im nächsten Eintrag zeige ich euch dann mal die Unterkunft und unseren Garten, näher am Wasser geht echt nicht..

Wenn ich als Hostess arbeite fange ich um 16.30 Uhr and und arbeite meistens bis 23 Uhr ca - also gar nicht so lange. Als Kellner fange ich früh an, meistens um halb 7, aber dafür bin ich dann auch mittags schon fertig. Viel Zeit also surfen zu gehen (habe mittlerweile auch schon ein eigenes Board) oder die Gegend zu erkunden. Es gibt so viele Wanderwege oder wir fahren mit dem Wassertaxi auf eine naheliegende Insel. Am schönsten ist es, den Abend gemeinsam mit Freunden am Strand und einem Lagerfeuer zu beenden. Innerhalb der letzten Wochen hat sich schon eine Potluck Tradition etabliert, bei der wir wöchentlich Dienstags zusammen kommen und jeder bringt was zu essen mit. Gerade verbringe ich die meiste Zeit mit Freunden, die ich durch die Arbeit bzw. Unterkunft kennengelernt habe, aber auch beim Surfen z.B. trifft man viele neue Leute. Apropros Surfen; Ich habe es vorher noch nie gemacht und ich muss sagen, dass ich doch sehr Respekt vor dem Ozean habe, aber der Moment, in dem man es schafft, auf dem Board zu stehen und wirklich zu surfen nimmt einem die Angst. Ich trage einen Ganzkörper-Neoprenanzug mit Schuhen, und dementsprechend bin ich auch gebräunt haha. So kann man die Kälte aber ganz gut aushalten und wir sind teilweise bis zu 3-4h im Wasser. Leider habe ich noch keine so wirklichen Beweisfotos, da wir unsere Sachen meistens im Auto lassen, aber bis zum nächsten Mal sollte ich welche haben.. Mein Fahrrad hier hat auch einen Surfboardhalter, sodass ich unabhängig von einem Auto surfen gehen kann, bis zum Ende des Sommers erwarte ich also eine gute Entwicklung was die ganze Sache angeht.

An einem sonnigen Tag  machen wir uns am liebsten auf den Weg zum "Cox Bay", dem Strandabschnitt mit dem besten Ort für den Sonnenuntergang. Hier mal ein paar Eindrücke von meinem Inselleben:

Laura, eine Freundin aus Sun Peaks, kam für einen Besuch nach Tofino und wir haben eine Wanderung gemacht, die mich wirklich nochmal an meine Grenzen getrieben hat. Der Ausblick war es aber auch hier wert und wir hatten die beste Begleitung; Nachbarhund Sherman- auf den ich ab und zu aufpasse und Hunde-sitte :) 

 

Bei der letzten Bootstour habe ich auch endlich Wale gesehen, Grauwale um genau zu sein. Die Tour wurde noch besser, als wir am Rande des Waldes einen Bären gesehen haben, zwei Tierarten die ich bis zu diesem Tag noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Leider haben wir keine Bilder, aber die Erinnerung habe ich jetzt für immer in meinem Kopf haha ( es war ein sonniger Montagnachmittag!!).

Generell gibt Tofino mir das Gefühl, ein bisschen zurück zufahren mit allem. Zwar arbeite ich Vollzeit und es kann wirklich anstrengend und stressig sein, aber die Nähe zum Ozean, die Berge und einfach die Athmosphäre machen das wieder gut. Ich habe das Snowboard gegen ein Surfboard getauscht, die Boots mit Birkenstocks ersetzt und den Glühwein für Aperol aufgegeben. Ich glaube meine Vorstellung von einem Winter in den Bergen und einem Sommer am Meer wurden mehr als übertroffen und ich nehme diese Zeit aufjeden Fall nicht als selbstverständlich. Den Gedanken von einem ablaufenden Visum, der tickenden Uhr, schiebe ich oft Beiseite, denn das hier und jetzt ist alles, was ich wollte. 

Falls ich jemanden noch nicht von diesem kleinen Surfparadis überzeugen konnte, dann tun es jetzt hoffentlich diese absolut wahnsinnigen Fotos von meiner lieben Freundin Gemma, die mit ihrer Drone ein paar Aufnahmen von unserem Sommerzuhause gemacht hat;

Ich hoffe, euch geht es gut und ihr freut euch auch auf den kommenden Sommer. Ich halte euch mit meinen (noch nicht so ausgebauten) Surfskills auf dem Laufenden und natürlich mit den nächsten Erlebnissen. Ich bin überrascht, wie viele Gäste hier doch aus Deutschland sind - und alle sind begeistert. Falls ihr also noch keine Pläne für den Sommer habt kommt mich doch mal besuchen - ihr werdet es nicht bereuen, so viel steht fest!!