Berichte von 12/2018

Mein Leben in der Schneekugel

Dienstag, 18.12.2018

Tatsächlich sind es schon über 4 Wochen seit meinem letzten Beitrag und ich kann es gar nicht so richtig glauben, wie schnell die Zeit hier verfliegt. Mittlerweile ist schon ein bisschen Routine in meinen Ski- und Arbeitsalltag gekommen und ich muss sagen, ich könnte mich glatt dran gewöhnen.  Früh aufstehen, 2-3h Ski fahren, umziehen und ab zur Arbeit, danach noch ein paar Bier und wieder ins Bett, damit man für den nächsten wieder fit ist. So läuft das hier an den meisten Tagen. Ich habe allerdings auch super Glück mit meinen Arbeitszeiten, denn ich fange nicht vor 15 Uhr an - Zeit genug also, um vorher noch viel Ski zu fahren. Meine Unterkunft liegt auch direkt neben einem Lift, sodass ich von der Haustür aus nur ein paar Meter laufe und mich schon auf dem Weg nach oben befinde. Und zurück noch besser: es gibt einen Zubringer von den Pisten bis nachhause, fast vor die Haustür.

Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen so an, als würde man in einer Schneekugel wohnen. Man kriegt nicht viel von der Außenwelt mit und ich vermisse es auch ehrlich gesagt nicht. Wir hatten den einen Abend einen Stromausfall von 8h(!), weil auf der einzigen Straße nach Sun Peaks jemand gegen einen Strommasten gefahren ist (zum Glück unverletzt). Die komplette village saß im Dunkeln, nur größere Hotels hatten Notstrom über einen Generator. Es war aufjeden Fall eine der besten Abende bis jetzt, wir saßen in einer großen Gruppe in einem Restaurant mit nur Kerzen und haben erzählt und getrunken und sind danach noch weitergezogen in eine Bar mit Musik. Aber ja, die Reperaturarbeiten dauern länger wenn man mitten im nirgendwo ist.

Noch kurz zum Skifahren an sich; ich bin vorher ja nur einige Male gefahren, aber dadurch, dass ich hier so viele Gelegenheiten zum Üben kriege, fühle ich mich aufjeden Fall schon sicherer. Sun Peaks ist Kanadas 2.größtes Skigebiet (hatte ich das schon erwähnt?) und mit über 135 Abfahrten gibt es jede Menge Abwechslung. Das ganze verteilt sich auf 3 Berge, in deren Mitte sich die Innenstadt befindet. Hier gibt es eigentlich alles, was man so braucht; Ski-&Klamottenläden, einen Supermarkt und einen Laden für Alkohol (ja, Bier & Co. kann man echt nicht im normalen Supermarkt kaufen..) Für Großeinkäufe fahren wir allerdings immer in die 1h-entfernte Stadt Kamloops, da das deutlich günstiger ist..  Ansonsten  gibt es viele Bars und Restaurants, aber alles im überschaubaren Maße. Das ist auch das Schöne an Sun Peaks; alles ist so übersichtlich, dass man sich hier gar nicht verlieren könnte und man schnell Anschluss findet. Und langweilig wird es auch nicht; an fast jedem Abend der Woche könnte-wenn man wollte- etwas unternehmen: quiznight, Bingo, open mic, localsnight, clubnight und und und. 

Der Moment vor meiner 1. schwarzen Abfahrt - sah zwar nicht schön aus, aber ich bin runtergekommen haha-

Was wir in Deutschland "Kaiserwetter" nennen heißt hier übrigens "Bluebirdday" (Sonne, blauer Himmel, guter Schnee).

Also ich bin ja schon echt ne Frostbeule und habe dementsprechend auch immer 5 Schichten Klamotten an, aber so richtig richtig kalt ist es hier noch nicht geworden (kälteste bis jetz -11 Grad)

Der Job im Restaurant macht aufjeden Fall Spaß, auch wenn ich vergangenes Wochenende den ersten Vorgeschmack auf die kommende Zeit bekommen habe. Es war "holiday-kickoff" mit vielen Events und dementsprechend noch mehr Menschen, sodass es zeitweise schon echt stressig wurde. Wir wurden auch schon vorgewarnt; so wird es in der Weihnachtszeit jeden Tag werden. Aber ich freue mich schon drauf: auch wenn ich die Feiertage arbeiten werde erlebe ich endlich mal wieder weiße Weihnachten. Erst vergangene Nacht hatten wir knapp 10cm Neuschnee, Tendenz steigend. Außerdem ist das Team echt cool & international; viele Engländer, Australier & Deutsche, in der Küche sind viele Inder und vereinzelt trifft man dann doch noch auf Kanadier. 

Mit meiner Zimmernachbarin Martina verstehe ich mich auch echt gut und da sie ja auch aus Deutschland ist, durften einige Sachen bei unser Raumeinrichtung nicht fehlen. Wir haben einen kleinen ( &sehr einfachen haha) Adventskranz, Adventskalender und immer ne Schüssel mit Mandarinen auf dem Tisch. Sie fährt Snowboard und mal gucken, vielleicht probiere ich das gegen Ende der Saison auch mal aus. Jetzt gerade ist mit das Verletzungsrisiko dabei zu groß, eine Freundin von mir hat sich auch schon das Hangelenk gebrochen. Und wenn man weder arbeiten noch Ski/Snowboard fahren kann wird die Zeit in einem Skiresort doch ein bisschen langwierig. 

Ein kleiner Auschnitt von der 2er WG- denkt euch noch ein weiteres Bett, einen Schrank und eine kleine Küchenzeile dazu und ihr wisst, wie wir wohnen :)  (plus Bad). 

Das ist jetzt mein 2. Weihnachten, welches ich nicht zuhause in Deutschland feier und ich bin mal gespannt, wie es wird. So richtig in Stimmung bin ich noch nicht, vielleicht ist es der fehlende Stress, Geschenke zu kaufen oder die Gewissheit, ohne meine Familie zu sein (doch schon ein wesentlicher Teil von Weihnachten..), aber vielleicht ändert sich das ja noch. Ich fühle mich aufjeden Fall zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vorallem wenn ich höre, wie viele zuhause für anstehende Prüfungen lernen oder genervt von irgendwelchen Hausarbeiten sind wird mir erstmal bewusst, wie gut ich es eigentlich habe. Einen Stift habe ich nur in der Hand, um meine Quizantworten aufzuschreiben und auswendig lernen tue ich nur das neue Menü fürs Restaurant.. Ziemlich sorglos eigentlich, aber genau das wollte ich ja auch-zumindest für einen temporären Zeitraum. 

An manchen Tagen babysitte ich hier auch bei einer Familie, von denen ich meine jetzigen Ski abgekauft habe. Ganz witzige Story eigentlich aber auch eine gute Abwechslung zum Restaurantjob. Weil ein paar von euch gefragt haben wie das ganze finanziell so aussieht; reich werde ich mit dem Restaurantjob sicher nicht, aber man kommt gut über die Runden und ich kann auch ein bisschen was zur Seite legen für meine zukünftigen Reisepläne. Der Vertrag geht bis April und dann mal gucken, wie es weitergeht..

Erstmal müssen wir jetzt Weihnachten überstehen und ich berichte euch dann nächstes Jahr (man, das klingt noch so weit entfernt) wie alles so gelaufen ist.

Bis dahin wünsche ich euch frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr. Vielen Dank für die ganzen lieben Nachrichten und Nachfragen, wie es mir hier ergeht. Ich denke, es hätte mich nicht besser treffen können. 

Maike