Berichte von 02/2020

Indonesien - ein Paradies und ein Problem

Montag, 17.02.2020

Okay, nachdem ich vor 4 Wochen die Philippinen dank einer zu knappen Zeitplanung & einer gestrichenen Fähre ziemlich gestresst verlassen habe, konnte ich meine Ausreise dieses Mal aus Indonesien sogar noch toppen. Ich hatte tatsächlich fast meinen Übernacht-Flug nach Singapur verpasst, hätte ich nicht kurz vorm Einschlafen nochmal meine Emails gecheckt - darunter eine von Papa, der meine Flüge gerne verfolgt und mir für den Abend eine gute Reise wünschte. Ich - im Schlaf-tshirt, nichts gepackt außer meinen Wanderrucksack für den nächsten Tag (geplant war eine Sonnenaufgangstour zum Mount Batur als krönender Abschluss für meine Zeit hier), leerem Handyakku und eigentlich viel zu erschöpft von einem mega Tag saß plötzlich kerzengerade im Bett. Es ist schon der 17. Februar, 30. Tag meines Visums, die Uhr schlägt 19.45 Uhr und in 2.5 Stunden hebt der letzte Flieger des Tages nach Singapur ab. Nein nein nein, das kann nicht sein, ich reise seit 1.5 Jahren und auch wenn ich gerne zu wenig Zeit einplane, ich verpeile doch keine Flüge?

Meine Klamotten sollten erst am nächsten Tag fertig aus der Wäsche kommen,es ist Rushhour in Canggu, ich habe noch viel zu viel Bargeld etc. Mein Herz schlug auf 180. Wie ein aufgescheuchtes Huhn sammelte ich meine im Hostel verstreuten Sachen ein, von nasse Bikinis bis Toilettenartikel im Bad (ja, man lebt sich schnell ein), konnte ein Glück meine Wäsche trotz später Stund abholen und meine Mitmenschen organisierten mir ein Motorrad Taxi - die einzige Chance noch püntklich zum Flughafen zu kommen. Es war wie ein Deja-vu, erneut schlängelten wir uns im abentlichen Verkehr an den hupenden Autos vorbei, immerhin hatte ich dieses Mal einen Helm auf und Schuhe an.

Nun gut, der Flug hatte Verspätung und ich fiel erleichtert auf die schon gut gefüllten Sitzbänke (uns wurde empfohlen, Masken aufgrund des Coronovirus zu tragen, und wirklich viele um mich herum taten das auch. Singapur befindet sich zwar zur Zeit in der "orangenen Stufe", man kann aber noch normal ins Land einreisen)

Der Flughafen in Singapur ist übrigens echt fancy, da ich mitten in der Nacht ankam und natürlich nichts gebucht hatte ließ ich mich für ein paar Stunden Schlaf auf einer der vielen Sofas nieder. Kann man ma machen!

 

Also, falls ihr euch -wie ich mich bis gestern- auch immer gewundert habt, wie Leute es schaffen, ihre Flüge zu verpassen, hier die Antwort: Sie hatten einfach eine zu gute Zeit und diese ging viel zu schnell um. Hier meine kleine Zusammenfassung von 4 Wochen Indonesien:

Trotz Erkältung konnte ich meine ersten Tage in Ubud, Bali einigermaßen genießen, die Gegend ist ein Mekka für alle Yogis und Eat-pray-love fans. Von Dschungel-cafes über Tempel bis Reisfelder hat man alles dabei. Außerdem konnte ich eine Freundin aus meinem kanadischen Sommerzuhause wieder treffen, die zur Zeit auch in der Gegend war.. Auch wenn Bali ziemlich touristisch ist, sind die Preise immer noch sehr niedrig. Für ein wirkliches gutes Hostel zahle ich ca. 4-6€ die Nacht, vorallem aber das Essen ist unschlagbar (und sooo gut)..

Meistens esse ich in "Warungs", lokalen Restaurants (der Teller Gado Gado, Gemüse mit Peanutsoße, kostet ca. 2€), aber auch die hippen Restaurants sind immer noch günstig (Falafelsalat & Kokosnuss 6€).

Nach Ubud habe ich Bali tatsächlich erstmal verlassen, die Wellenvorhersage für die östliche Nachbarinsel Lombok sah gut aus, und generell sei es dort nicht so voll. Im Hostel gab es eine Wiedervereinigung mit einer weiteren Reisefreundin und mir gefiel Lombok so gut, dass ich letztendlich über eine Woche dort verbrachte. Anders als das hinduistisch geprägte Bali ist Lombok größtenteils muslimisch. Da wird man dann oftmals früh morgens von den lauten Gebetsgesängen geweckt, auch eine nette Art aufzuwachen. Das Hostel in Lombok war ein super Glücksgriff, von Anfang an haben wir uns mit ein paar anderen Reisenden angefreundet und wir verbrachten die nächsten Tage alle zusammen. Auch wenn ich vorallem zum Surfen nach Kuta gekommen bin haben wir an einem Tag auch einen Ausflug zu den Wasserfällen gemacht, und das nahgelegene Yogastudio war eines der Schönsten, in dem ich je war.

Ich bin keineswegs ein Profi im Surfen und nach vielen Litern geschlucktem Salzwasser und blauen Flecken am ganzen Körper könnte man meinen, ich hätte genug, aber irgendetwas bringt einen immer wieder raus aufs Wasser. Es challenged mich wie fast nichts anderes, ich habe so viel Ehrfurcht vor dem Ozean, und trotzdem ist es eines der besten Dinge, mit denen ich im letzten Jahr angefangen habe)

Aufgrund der Regenzeit ist es gerade Nebensaison in Indonesien, aber bis auf ein paar Schauer haben wir davon wirklich nicht viel mitbekommen. Bis wir dann 1.5h nördlich mit dem Scooter gefahren sind, es nachmittags nicht mehr aufhören wollte zu regnen und wir natürlich nicht ausgestattet waren. Wusstet ihr, dass Regen auf nackter Haut und bei ein paar kmh wirklich weh tut? Die Wasserfälle waren es wert, alle Unbequemheiten in Kauf zu nehmen.

Tony, unser local guide, brachte uns zu 4 Wasserfällen, wobei wir 3 davon für uns hatten. Nur beim Größten trafen wir auf andere Reisende und viele Familien, die mit ihren Kindern zum Abkühlen kamen. Es muss das grünste Grün gewesen sein, welches ich jemals gesehen habe.

Eines meiner Lieblingsdinge beim Reisen ist es, den Sonnenuntergang anzuschauen. Indonesien hat es aujeden Fall in meine Top 5 von Orten, mit den schönsten sunsets geschafft (Platz 1 ist und bleibt unschlagbar, Tofino!!)

Und am Liebsten schaut man es sich mit Freunden und ein paar Bier an.. Auch wenn ich es hasse, wenn Leute ihren Müll hinterlassen mussten wir beim Anblick dieses Affens schmunzeln...

Die Zeit ging zu schnell rum und ich hatte noch viel auf meiner Indo-Bucketliste, also verabschiedete ich mich von diesen wirklich tollen Leuten und machte mich auf zu den Gili Islands. Ich entschied mich für die mittelgroße Insel Gili Air, wo man besonders gut tauchen kann und sagte auch bye bye zu den praktischen Motorbike Taxis, denn die Inseln sind Auto&Scooterfrei! Es gibt zwar Kutschen (ja, richtige Pferdekutschen), um von A nach B zu kommen, aber das konnte ich mit meinem Gewissen nicht aus machen. Ich weiß, dass die Standarts hier anders sind, aber bei 35 Grad muss man keine Tiere durch die Straßen hetzen.. Zum Glück ist die Insel recht klein und ohne großen Rucksack kann man sich später auch gut ein Fahrrad leihen!

Leider hatte ich bei diesem Hostel weniger Glück, es war ziemlich leer und schwieriger, Leute zu treffen.. Selbst beim Tauchen war ich die Einzige und hatte nicht nur einen Divemaster für mich sondern sogar das ganze Boot!!! Dafür habe ich zum ersten Mal Haie gesehen (White tip sharks), 3 Stück hatten sich unter einem Stein versteckt. Es ist zwar ein teurer Spaß, aber sobald man unter Wasser zu atmen anfängt und die bunten Fische und vielen Korallen sieht ist es jeder Cent wert... und guckt euch diese Wasserfarbe an!!

Nach ein paar Tagen "Ruhe" war es mir dann doch zu ruhig und ich entschied mich, die kleine Inselgruppe direkt neben Bali zu erkunden. Von vielen Reisenden wurden mir Nusa Lembongan und Penida empfohlen und was soll ich sagen, ich muss die Fotos für sich sprechen lassen. Mit einer anderen Deutschen namens Sabrina habe ich mich zusammengeschlossen und für die nächsten Tage gingen wir auf Mantarochen - und Aussichtspunktsuche. Leider hatten wir keinen Erfolg mit den Mantarochen, aber die beiden Tauchgänge waren trotzdem der Hammer. Meistens ist ein Local Divemaster dabei, der auf die anderen Taucher Unterwasser aufpasst und uns auf verschiedenen Tiere aufmerksam macht. Dann gibt's den Bootcaptain und noch in unserem Fall ein irisches Mädchen, welches gerade ihre Divemasterausbildung macht.

Ich spare noch auf eine wasserfeste Kamera, für jetzt muss ich mich mit Überwasserfotos und Unterwassererinnerungen zufrieden geben.. Zwischen den Tauchgängen gibt es Lunch und nach dem Tauchen ist man durch den erhöhten Stickstoffanteil im Körper meistens sehr müde, obwohl man gar nichts so anstrengendes gemacht hat.. Gut, dass wir einen Pool im Hostel haben haha

Nach einer letzten Surfsession machten Sabrina und ich uns dann auf den Weg nach Nusa Penida, eine Insel nur 10 min von Lembongan entfernt. Wir entschieden uns dafür, die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Was folgte waren die wahrscheinlich anstrengesten Tage in Indonesien (oder sogar in Südostasien), aber dafür auch mit die Schönsten. Die Straßen waren teilweise wirklich schlecht, aber wir waren ein gutes Team aus Fahrer & Navigator und waren von Sonnenaufgang bis Untergang unterwegs. Trotzdem war es eine bittersüße Erfahrung. Die Strände und Kliffe, die am eindruckvollsten waren, waren natürlich auch am vollsten. Und somit wiederum am dreckigsten. Mir fällt es schwer, das Ganze zu beschreiben, bin ich selber Teil eines Problems des Massentourismus. Aber immerhin lassen wir unseren Müll nicht liegen. Indonesien ist eines der "dreckigstens" Länder wenn es um Plastikmüll geht, alleine in Bali werden JEDEN TAG 4281 Tonnen Plastikmüll produziert und jetzt das Erschreckende; Gerade mal die Hälfte davon wird aufgehoben bzw. recycelt. Da es keine richtige Müllentsorgung gibt und sich der Tourimus viel zu schnell entwickelt hat um mit dem Recycling hinterherzukommen, landet der meiste Müll entweder in den Flüssen, auf Feldern oder wird verbrannt.. Je mehr ich darüber recherchiert habe, desto schuldiger fühlte ich mich. Wie nachhaltig kann man eigentlich reisen? Auch wenn man selber so gut es geht auf Plastik verzichtet, wie gehen die Restaurants, in denen ich esse, mit dem Problem um? Und unsere Tourguides? Die Hostels? Bei einem organisierten Beachclean up in Bali habe ich mich lange mit einer der Organisatoren unterhalten und ja, das Problem ist nicht unter Kontrolle, aber dass bei weiterer Vermüllung bald auch die Touristen wegbleiben, versteht auch die Regierung. Viele Restaurants etc. wechseln zu Bambusstrohhalmen und verzichten auf Plastiktüten, wenn man aber am Strand entlang läuft, will man am liebsten heulen. Und gerade beim Surfen und Tauchen, da wo man am wenigsten über dieses Problem nachdenken will, trifft es einem am Härtesten wenn man plötzlich an Müll vorbeischwimmt oder Delfine mit Plastik um die Finnen sieht. Ich kann euch die Dokus " A plastic Ocean" oder "Chasing Corals" empfehlen (gibts auf Netflix).

 

Ich könnte über diese Sache warscheinlich einen ganzen Eintrag schreiben, aber ich bin gerade erst dabei mich tiefgründiger mit dem Thema auseinanderzusetzen. Bis dahain möchte ich euch diese Bilder nicht vorenthalten, denn dieses Land ist trotz eines riesigen Problems sehenswert:

Eines der berühmtesten Kliffen; Kelingking Beach (kelingking =kleiner Zeigefinger, besser bekannt als T-Rex cliff), wir waren direkt morgens um 8 Uhr da und wagten den Abstieg. Am Anfang waren es noch Stufen, später wurde es dann Gefälle mit ein paar Absicherungen und Seilen - jeder Schritt wert!

Wenn man runterklettert muss man natürlich wieder hoch, ich hatte in meinem Leben selten so viel Muskelkater wie in den kommenden Tagen. Aber es gab noch mehr zu entdecken (leider alles mit Treppen verbunden haha)

Am Ende dieses Abstiegs wurden wir mit 3 natürlichen Pools verdient, und da kein normaler Mensch in dieser Mittagshitze da runterklettern will hatten wir die Pools auch für uns!!

 

An einem Morgen haben wir einen ganz besonderen Tempel besucht, gebaut in einer Höhle. Bei so einem kleinen Eingang hatten wir nicht eine so große Höhle erwartet, ich bin beeindruckt mit den ganzen alten Opis die sich tagtäglich durch dieses Loch zwängen und ein paar Meter kriechen..  Hier im Bild Sabrina, die sich wacker schlägt

Ein letzter Abstieg, welche unsere Beine gerade noch so mit machten... Die Belohnung: Kokosnüsse und glasklares Wasser!! Außerdem wurden wir Augenzeugen einer Rettungsaktion; ein paar Touris (wie sich später herausstellte auch noch Nichtschwimmer!!!) wurden von der starken Strömung aufs Meer gezogen.. Zum Glück waren starke Schwimmer und ein paar Rettungsringe vor Ort. Da kann man echt nur den Kopf schütteln & auf das Schild veweisen, wir sind ja hier nicht im Freibad mit Bademeister..

Nach ein paar tollen und anstrengenden Tagen machten wir uns auf zurück nach Bali, diesmal in den Süden der Insel, nach Uluwatu. Im Hostel fand ich schnell Gleichgesinnte und da Uluwatu teilweise die besten Wellen der Welt hat stand meine Tagesplanung auch schon fest.. Leider realisierte ich schnell, dass es nicht ganz so meine Liga war, gerade mit einem Longboard (ich bin am Liebsten auf einem 8.5ft (=2.60m) unterwegs), kommt man bei solchen Wellen nicht weit. Abgesehen davon wäre es warscheinlich ziemlich gefährlich, an ein paar Tagen kam ich den Jungs  zum Zugucken, oder ging zu einem der leider sehr vollen Anfängerstrände..

Wusstet ihr, dass Einsiedlerkrebse aus ihrem Gehäuse kommen, wenn man pfeift? Und dass sie sich der Größe nach aufreihen wenn ihnen das Gehäuse zu klein wird und sie dann miteinander tauschen?Ja sowas lernt man wenn die Wellen zu groß sind und man am Strand zuguckt anstatt selber zu surfen haha

Außerdem waren wir noch in einem anderen Tempel zu Feuerschow.. was soll ich sagen, es war interessant und wunderschön bei Sonnenuntergang. Ziemlich traditionell und wie eine Art Theaterstück, auch wenn ich die Story dahinter nicht wirklich verstanden habe..

Mein letzter Stop in Indonesien war dann Canggu. Hier treffen  Budget-Backpacker, Familien, Instagrammer, Expats, Surfer und Businessleute aufeinander. Ein ziemlich cooler Mix und ich habe die Zeit hier sehr genossen. Wie ich früher erwähnte war der Aufbruch etwas abrupt und ich konnte mich nicht mal von vielen verabschieden, aber ich weiß, dass ich  aufjeden Fall zurückkommem werde.. Indonesien hat über 17.000 Inseln und ich habe gerade mal 5 gesehen! Die Einheimischen sind mit die freundlichsten Menschen, die ich bis jetzt kennenlernen durfte. Alle sind am Lächeln und ich habe das Gefühl,  dass einem als Reisender mit viel Ehrlichkeit  begegnet wird. Na klar, in einem Land mit so viel Sonne, (wunderschönen) Stränden und leckerem Essen gibt es auch wenig Gründe, schlechte Stimmung zu schieben. Dazu die ganzen Strandbars, an denen Abends ordentlich gefeiert wird. Mich haben in letzter Zeit viele gefragt, wie ich mir das Reisen eigentlich finanziere.. Natürlich sind die Lebenskosten hier sehr niedrig, aber ein großer Faktor spielt auch das Feiern. Ich kann gut drauf verzichten- Zwar gehe ich abends gerne mal aus und trinke auch ein paar Bier, aber im Vergleich zu anderen gebe ich wenig bis gar kein Geld für Alkohol aus. Ich bin motivierter Frühaufsteher geworden, genieße die morgentliche kühle Luft und Ruhe. Dazu kommen gute Rücklagen von meinen Stunden als Kellner in Kanada, wo ich wirklich viel gearbeitet habe (ein Glück hat es mir Spaß gemacht) und einem weniger spaßigen Sommerjob bei VW..

Und meine Reise ist noch nicht zuende, ich bin gespannt was Singapur, eines der teuersten Länder der Welt, zu bieten hat. Es ist aufjeden Fall schon eine Umstellung zu den anderen Ländern; als ich gerade die perfekt saubere Straße zum Cafe runterlief hätte ich am liebsten meine Schuhe ausgezogen und als ich mir einen 5 Euro Kaffee bestellte, fiel mir ein Schild auf. Kaugummies verboten. Ja tatsächlich, aus Angst vor Verschmutzung gibts im ganzen Land keine zu kaufen. Hmm interessant, mal sehen was es hier noch so zu entdecken gibt. Weiter geht es dann nach Malaysien, der Countdown bis zur Yogalehrerausbildung in Thailand läuft. Knappe 4 Wochen noch und ich fange etwas Schulisches an, praktischer und theoretischer Unterricht. Ich muss zugeben dass ich mich riesig drauf freue, etwas zu lernen. Komisch oder?

Ganz liebe Grüße nachhause

Maike