Berichte von 04/2019

Ein Highlight zum Saisonende

Dienstag, 23.04.2019

Good morning froom Vancouver ✌️ 

Ich hoffe ihr hattet ein schönes langes Osterwochenende mit viel gutem Essen und noch mehr Sonne. Ich muss sagen, die Feiertage sind hier ziemlich an mir vorbeigegangen, da es nicht solche Auswirkungen hat, wie in Deutschland zum Beispiel. Zwar ist alles geschmückt und die Einkaufsläden sind voll mit Schokolade, aber trotzdem haben die Läden das ganze Wochenende auf.  Dazu kam natürlich, dass meine Schwester Saskia und ich durch die Gegend getourt sind und nicht wie gewöhnlich an Ostern mit der Familie zusammen saßen.

Aber mehr dazu später; erst muss ich euch von meinen letzten Tagen in Sun Peaks berichten und natürlich der Reise nach Yellowknife, wo ein langersehnter Wunsch endlich in Erfüllung ging.

5 Tage hatte ich freibekommen, zwei davon musste ich als Reisetage in Kauf nehmen (dieses Land ist einfach riesig), blieben aber trotzdem 3 Tage Zeit, um die Stadt in den Northwest Territories zu erkunden. Ich hatte das Glück bei der lieben Doris unterzukommen, die mittlerweile auch schon länger dort wohnt und die Gegend und Menschen kennt. Mit ihr bin ich durch Yellowknife gelaufen (was mir nach Sun Peaks wie eine Großstadt vorkam) und glücklicherweise fanden an dem Wochenende mehrere typisch kanadische Aktivitäten statt. So haben wir bei dem Icecarving Wettbewerb zugeguckt, Taffys gedreht (heißer Ahornsyrup auf Schnee) und es sogar zu den Hundeschlitten-Meisterschaften geschafft. Durch die frühe Wärme, mit der wir auch in Sun Peaks zu kämpfen hatten, wurden einige Attraktionen wie das Eisschloss aber frühzeitig geschlossen und auch die Hunderennen wurden verkürzt. Mit Wärme meine ich statt der durchschnittlichen -15°C im März dann ca. -5°C oder 0°C, was große Auswirkungen auf die Umgebung hier hat. 

Mein Highlight und auch der Hauptgrund, weshalb ich überhaupt so weit nördlich gereist bin, waren aber die Polarlichter. Ich war mir beim Buchen des Fluges bewusst, dass ein Risiko besteht, sie aufgrund von Wolken etc. nicht zu sehen, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Und was soll ich sagen, trotz schlechter Wettervorhersagen hatte ich das Glück auf meiner Seite und püntklich zur Nacht hin wurde der Himmel ganz klar.

Ein guter Freund von Doris, der die Nordlichter zu seinem leidenschaftlichen Beruf machte, hatte mir einen Platz bei seiner Tour gesichert und mit ein paar weiteren Gästen sind wir raus aus der Stadt gefahren, um dem vielen Licht zu entkommen. Ich werde warscheinlich nie den Moment vergessen, als ich das grüne, am Anfang noch sehr statische Band am Himmel gesehen habe. Man kennt es von Büchern und Filmen, aber nichts kommt dem Nahe, was man mit den eigenen Augen dann am Himmel sieht. Und man hat dieser eine Show an dem Abend geliefert. Von schnellen Bewegungen über wechselnde grüne-pinke Farben war alles dabei und es war mehr, als ich mir zu erhoffen wagte. Und auch in der zweiten Nacht, als Doris und ich auf eigene Faust noch einmal losgefahren sind, wurden wir nicht enttäuscht. Dann sind da die Nordlichter in ihren stärksten Farben im Himmel, der so viele Sterne zählt, wie ich sie noch nicht in meinem Leben gesehen habe. An dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön an dich Doris, du hast einen Wunsch, der ganz oben auf meiner Bucketlist stand, erfüllt und mir dazu sogar noch deutschen Käse aufgehoben, von dem ich gar nicht wusste, wie sehr ich ihn vermisse.

Zurück in Sun Peaks blieb auch gar nicht mehr viel Zeit, bis meine liebe Schwester sich auf den Weg in die Weite machte. Haben wir am Anfang lange überlegt, ob sich der lange Flug angesichts der schmelzenden Pisten überhaupt lohnt, sind wir in Nachhinein aufjeden Fall glücklich, dass sie doch gekommen ist.  Zwar mussten tatsächlich 2 von den 3 Bergen eine Woche früher als geplant geschlossen werden, aber wir konnten auf den verbliebenen Pisten trotzdem jeden Tag Snowboarden und Skifahren. Da im Resort nach dem Festivalwochenende nicht mehr ganz so viel los war, brauchte ich auch nicht mehr viel arbeiten.

Ach genau, das Snowbombing-Musikfestival in Sun Peaks war übrigens ein voller Erfolg. Ich hatte mir kein Ticket gekauft, da ich aufgrund meiner Yellowknife Reise an Arbeit aufholen musste und sich ein so teures Ticket für wenige Stunden am Tag nicht gelohnt hätte. Am ersten Abend des Festivals übernahm ich also ein paar extra Tische im Restaurant, sodass ein anderer Kollege früher zum Festival gehen konnte und was soll ich sagen; gut, dass ich es gemacht habe. Einer meiner Tische sprach mich an warum ich denn kein Armband hätte, würde ich doch sogar hier wohnen. Lange Geschichte kurz; es stellte sich heraus, dass die drei Gäste Organisatoren für das Snowbombing Festival sind und als extra Trinkgeld am Ende überraschten sie mich nicht mit einem sondern gleich 2 Festivalbändchen. Da soll man nochmal von Karma sprechen haha. 

Es gab unter anderem 2 Bühnen bei uns im Hotel und dem Parkhaus, was uns als Arbeitnehmer sehr gelegen kam; wir konnten alle unsere Sachen da lassen und kannten die Hintereingänge - wodurch wir Warteschlangen überspringen konnten.

Die letzte Saisonwoche haben wir es wirklich jeden Tag nochmal auf die Piste geschafft und es war das perfekte Ende zu einem noch besseren Winter. Außerdem hat es tatsächlich noch oft geschneit, sodass wir Neuschnee auf nicht vielbefahrenen Pisten hatten - perfekte Bedingungen. Ich bin für die Zeit wieder aufs Skifahren umgestiegen, damit wir keine extra Ausrüstung leihen mussten.

 

An einen Abend sind alle Übriggebliebenen für ein letztes Mal zusammen gekommen - bevor jeder seinen eigenen Weg weitergeht.. Ich bin so froh, dass wir es mit einem Foto festgehalten haben, ohne diese verrückten Leute wäre es nichtmal halb so gut gewesen.

 

Eine gute Freundin von mir, Katelyn, die sich am Ende der Saison noch den Fuß gebrochen hat und ihre Reise abbrechen musste..  Wir haben sie zum Flughafen gebracht und es tat uns allen so leid, sie frühzeitig gehen zu lassen. Und gleichzeitig ist es eine Erinnerung, wie glücklich man sich schätzen kann, die Saison (mit in meinem Fall 98 Skitagen) gesund überstanden zu haben.

Mittle April kam schneller als man denkt und somit auch mein Abreisetag - Zeit also, sich von den Leuten zu verabschieden, die über den Winter zur Familie geworden sind. Da wir alle in der gleichen Situation sind und über den Sommer weiterreisen, waren die letzten Tage vorallem dem Packen gewidmet; unglaublich was sich in 6 Monaten so ansammelt. Zum Glück nimmt Saskia das Meiste meiner Wintersachen mit zurück nach Deutschland, was das Reisen für mich sehr erleichtert.

Aber auch so war ich froh, dass Sassi in den letzten Tagen dabei war. Spontan hatten wir uns entschieden, für ein paar Tage noch nach Whistler zu fahren, in das Skigebiet, wo ich ursprünglich hinwollte und jetzt glücklicherweise noch Freunde von mir wohnen.  Anders kann man sich Whistler sonst gar nicht leisten, die Preise in diesem Resort sind wirklich verrückt. Trotzdem war es das Tagesticket wert und bei guten Wetterbedingungen habe ich es genossen, noch ein paar andere kanadische Berge kennengelernt zu haben. Und auch hier können wir froh sein, einen "local" dabei gehabt zu haben, denn in nur einem Tag ein so riesiges Gebiet zu erkunden ist fast unmöglich, aber Yee hat uns die besten Spots und Abfahrten gezeigt und uns sogar ein zweites Snowboard organisiert!

Und Respekt an Sassi, mit nur vergleichweise wenig Übung hat sie die 2 Wochen hier gut genutzt und konnte am Ende mithalten, als hätte sie selber eine Skisaison gemacht.

Die letzten Tage vor ihrem Rückflug haben wir dann in Vancouver verbracht - eine Stadt die nie langweilig wird. Wir haben ein bisschen Touri gespielt und die typischen Orte besucht - von Granville Island bis Stanley Park. Und zur weltberühmten Hängebrücke haben wir es auch geschafft - dort war ich vorher auch noch nicht.

Leider wurden wir des öfteren mit Regen überrascht, was ziemlich typisch für Vancouver ist, das Reisen mit so viel Gepäck aber nicht gerade erleichtert. Ich bin wirklich froh, ab jetzt wieder nur noch mit meinem Rucksack unterwegs zu sein, das ändert doch schon viel.

Sassi ist jetzt schon wieder zuhause und ich mache mich morgen mit der Fähre auf nach Vancouver Island. Ich habe noch eine Woche Zeit, bevor ich mich für den Sommer in Tofino niederlasse, und versuche, so viel von der Insel zu sehen, wie möglich. So schwierig es war, Sun Peaks zu verlassen, so freue ich mich jetzt doch auf das Inselleben. Und einige meiner Freunde kommen auch nach Tofino, das heißt der Abschied war gar nicht für so lange.

Wenn ihr bis hier gelesen habt dann bedanke ich mich ganz herzlich, der Eintrag ist doch mal wieder länger geworden als geplant. Es bedarf auch einiges an Zeit, den Blog zu schreiben, doch gleichzeitig sortiere ich wenigstens mal alle meine Bilder und Gedanken, kann Geschehenes reflektieren. Also ein bisschen schreibe ich das hier auch für mich, was die Bandwurmsätze und Gedankensprünge erklärt..

Ich hoffe euch geht es gut und ihr freut euch genauso auf den Sommer wie ich. 

Bis ganz bald

Maike