Chinesische Ärzte und ein Job ohne Bett

Samstag, 03.11.2018

Hallo ihr Lieben

und Grüße aus Albertas schönstem Nationalpark. Ich bin heute in Banff angekommen, nachdem ich eine Woche in Calgary verbracht habe. Somit bin ich weitere 2 Zeitzonen westlich gewandert (bzw. geflogen) und die Distanz zu euch wird immer größer. Die Überschrift wirft warscheinlich ein paar Fragen auf, aber besser konnte ich die letzten Wochen nicht zusammen fassen.. und die Antworten darauf suche ich selber noch!

Aber fange ich mal mit den positiven Nachrichten an; die restlichen Wochen in Windsor waren einfach schön und gingen viel zu schnell vorbei. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass meine kanadischen Freunde, die ich damals in der Highschool gefunden habe, zum größten Teil alle für die Uni/College in Windsor geblieben sind und ich sie somit alle gesehen habe. Da mittlerweile alle 19 & älter sind (und nun in Clubs bzw. trinken dürfen) haben wir viele Abende mit feiern verbracht oder die Freiheit genossen, länger abends in Bars zu sitzen. 

Es folgten noch die Geburtstage von meinem hostdad Tommy, meinem kleinen Gastbruder Miko und einem Freund Adam & alle wurden ausgiebig gefeiert. Dabei hatte der jüngste, Miko, die größte Party mit ca. 70(!) Leuten und das alles bei uns zuhause. Thema der Party: natürlich reisen! Wir hatten z.B. kulinarisches Essen aus verschiedenen Ländern, eine Hüpfburg mit Hawaiifeeling und und und.. Ich hatte erwähnt, dass ich die coolste kanadische Familie der Welt habe, oder?

Miko und sein Kreideglobus - und jeder Gast hat in seiner Sprache gratuliert!!

Da ich unbedingt mal das Uni-Leben kennenlernen wollte hatte mich eine Freundin mit zu einer Vorlesung genommen, Thema: perspective on cultures. Perfekt- und es war auch wirklich spannend. Ab und zu denke ich dann doch mal ans nächste Jahr und die bevorstehende Entscheidung, was ich denn nun machen will (der Gedanke verschwindet dann aber auch leicht wieder).

Ansonsten habe ich mich auch ein bisschen für Rotary Youth Exchange eingesetzt, an einer Schule über mein damaliges Auslandsjahr berichtet, die derzeitigen Austauschschüler für einen Tag mit meiner Gastmama nach Toronto gebracht und einfach die Zeit zuhause genossen.

Adam (war mit Rotary in Brasilien) und ich beim Werbung machen fürs Auslandsjahr

Rosemary (Schwiegertochter meiner 1. Gastmama) hatte mich gefragt, ob ich Lust habe, bei einem lokalen Foodfestival auszuhelfen.. Also Tacoverkäuferin könnte ich werden!!

Mein kleiner Miles lässt meinen riesen Rucksack winzig aussehen.. Er ist so groß geworden!! 

Mein letzter Abend in Windsor, Halloween steht bevor und da geht man auch mit Kostüm los..

Von Detroit aus hatte ich einen günstigen Flug nach Calgary entdeckt (Vorteil wenn man so nah an der Grenze zu den USA wohnt) und bin letztendlich nach einer letzten Partynacht sehr früh morgens gen Westen aufgebrochen. Schließlich steht die Skisaison bevor und trotz vieler Interviews hatte ich noch immer keine feste Zusage von meinem Job als Kellner in Whistler..  Dabei ist es eigentlich schon allerhöchste Zeit und in vielen Gebieten hat die Saison schon angefangen. Mir blieb aber nichts anderes übrig als abzuwarten und Tee (mit Milch hier übrigens) zu trinken.. 

In Calgary angekommen wurde ich von einer befreundeten Familie empfangen, die ich damals in Houston, Texas kennengelernt habe. Mittlerweile haben sie Zwillinge bekommen und sind zurück nach Canada gezogen, was ein Glück.  Da ich letzten Sommer bereits die Stadt besucht habe, war ich ein bisschen entspannter was die "Tourispots" angeht und habe eher viel Zeit mit den Kindern verbracht.. Vorallem Halloween mit den Kleinen war super niedlich, alle wollten sich als Dino verkleiden.

Leider wurde ich krank (Quittung für die nächtliche Fahrradtour im Regen in Windsor?) und ich musste zum Arzt. Eine Sache, die ich bis dahin noch nie in Kanada gemacht habe.. Es gibt so genannte "Walk-in Clinics" für Leute, die keinen Hausarzt haben und nach einer schnellen Behandlung stellte Dr. Su dann eine Halsentzündung fest. 10 Tage Antibiotika und kein Sport. Ich erinnerte mich an die Worte meines Judotrainers, der immer davor warnte, mit Halsschmerzen Sport zu machen. Da ich das Schleppen eines 25kg Rucksacks mal unter Sport zähle, entschied ich mich heute auch für den Shuttlebus, anstatt den Berg hochzulaufen (hätte ich sonst ganz sicher gemacht 😉). Mir gehts zum Glück schon viel besser, aber zum Arzt gehe ich doch zuhause viel lieber.. Ich glaube, das liegt vorallem an den Kommunikationschwierigkeiten zwischen dem Herrn Doktor und mir, mein Fachvokabular in Sachen Medizin ist nicht ganz so gut ausgebaut.. & sein Englisch hielt sich auch in Grenzen haha.

Am Freitag kam dann endlich endlich endlich die lang ersehnte E-mail und ich habe tatsächlich den Job im begehrten Skigebiet Whistler bekommen- ich hätte Luftsprünge machen können, bis ich das Ende der E-mail gelesen hab. Leider können sie mir keine Mitarbeiterunterkunft mehr anbieten und ich müsste mich selber um eine Bleibe kümmern. Ja witzig- das ist zu diesem Zeitpunkt in Whistler so gut wie unmöglich, weil gefühlt ganz Kanada plus internationale Urlauber ihren Winter dort verbringen. Der Job hängt jetzt also am seidenen Faden, denn wenn ich nicht so schnell wie möglich etwas finde, wird das nichts mit Whistler.. Vielleicht noch ein bisschen Hintergrund dazu; als ich mich damals für den Job beworben habe hieß es, der Job komme mit Unterkunft. Ansonsten hätte ich nicht so lange an dieser Möglichkeit festgehalten, ich wusste wie schwierig es sein würde, alleine etwas zum Wohnen zu finden. Jedenfalls darf ich mir nicht allzu große Hoffnungen machen und muss mich sicherheitshalber doch nich in anderen Skigebieten bewerben.

Meine geplante Route Banff-Jasper-Vancouver-Whistler werde ich jetzt im Schnelldurchlauf bereisen, sodass ich vor Ort nach einem Raum gucken kann (letztes noch verfügbare Angebot im Internet: $1300 für ein geteiltes Zimmer/Monat.) Leider gibt es zu viele Fake Angebote, sodass mir meine Freundin Yee (ihr erinnert euch, die Australierin, die spontan mit uns den Cabot Trail-Roadtrip gemacht hat? Ja, sie ist über den Winter auch in Whistler) empfohlen hat, vor Ort zu gucken. Also, bitte alle Daumen drücken, dass ich auf wundersame Weise noch was etwas finde. Wenn alle Stricke reißen werde ich nach etwas anderem in British Columbia gucken. Eventuell auf der Insel Victoria, da wird es im Winter wenigstens nicht so kalt 😀

Aber bis dahin bleibe ich mal noch positiv gestimmt. Der Grund warum ich das alles so detailliert erzähle ist, dass ich natürlich auch die "Challenges" so gut es geht beschreiben will. Es klappt nicht immer alles oder ist einfach zu organisieren und es stimmt wirklich wenn ich sage, dass ich nicht weiß, wo genau ich nächste Woche bin. Auf der einen Seite ist das natürlich das Abenteuer und die Freiheit, Pläne zu ändern, aber andererseits muss ich mich an dieses Strukturlose noch gewöhnen. Und zumindest ein bisschen Sicherheit im Bezug auf die Unterkunft würde ich grad gar nicht so schlimm finden..

Naja, aber das ist alles Jammern auf hohem Niveau, denn wenn ich rausgucke, sehe ich die verschneiten Berggipfel und laut Wetterbericht wird es in den nächsten Tagen auch bis ins Dorf schneien. Ich freue mich riesig!! Morgen mache ich mit einer anderen Reisenden einen Tagesausflug zum Lake Louise. Mal sehen, wie dieser im Winter aussieht, letztes Sommer war ich wirklich überwältigt (dieses türkisblaue Wasser.. Berge im Hintergrund)

Dann folgen auch mehr schöne Bilder von der Landschaft und ich melde mich mit hoffentlich guten Nachrichten aus meinem neuen Winterquartier.

Ich hoffe, euch allen geht es gut und ihr freut euch wie ich auf die Weihnachtszeit.

Bis dahin ganz liebe Grüße

Maike

    

Am 11. November ist übrigens Remembrance Day in Kanada und überall kann man "poppys", Mohnblumen (aus Plastik) als Anstecker für die Jacke kaufen. Und ich lüge nicht wenn ich behaupte, jeder 2. Kanadier, den ich auf der Straße treffe ,trägt so einen Anstecker. Es erinnert an die Soldaten im 1. Weltkrieg.