Von Heißluftballonfahrten und Kälbergeburten

Donnerstag, 07.11.2019

Wenn ich an Thailand denke kommen mir Strände und Palmen als erstes in den Sinn, Kambodscha soll tolle Tempel haben und Vietnam begeistert einfach mit Landschaft und Leuten. Aber Laos? Von diesem Land hatte ich keine wirkliche  Vorstellung, zu wenig habe ich darüber gehört. Da es im Osten an Thailand  und südlich an Kambodscha grenzt bot es sich aber an, das Land zu erkunden und jetzt, 3 Wochen später, bin ich total begeistert. 

Um nach Laos zu kommen mussten wir noch ein Stück weiter östlich fahren. Unser (vorerst) letztes Zielin Thailand war die Stadt Chiang Rai, welche außergewöhnliche Tempel verspricht. Ich muss sagen, dass nach einer Zeit die meisten Tempel irgendwie oft gleich aussehen, aber diese waren wirklich cool:

Weißer Tempel 

Blauer Tempel (erkennt ihr mich?):

Immer noch im 4rer Pack haben Anna, Alex, Nick und ich uns entschieden den abenteuerlichen Weg von der Grenze Laos bis ins Landinnere zu nehmen. 2 Tage verbrachten wir mit dem "Slowboat" auf dem Mekong River und wie der Name schon sagt war es ein wirklich, wirklich langsames Boot. Die Einheimischen nutzen diese Art des Transports für alles Mögliche, sie nehmen Tiere, Motorräder, Reissäcke etc. mit und kommen so von A nach B. Angeblich ist es Laos "beliebtester" Highway. An beiden Tagen haben wir ca. 8h auf dem Boot verbracht, nur zur Übernachtung hielten wir in dem kleinen Ort Pakbeng.

8h klingt viel, aber letztendlich ging die Zeit doch schneller rum als gedacht. Wir hatten Glück und eine Gruppe von Backpackern saß mit uns in dem "offenen" Abteil, man kam schnell ins Gespräch und wir haben alle möglichen Kartenspiele gespielt, uns über unsere bisherigen Reisen ausgetauscht und irgendwann kam der Co-Kapitän mit einer Runde Whiskey vorbei ( die erste von vielen weiteren haha). 

Grenzübergang Thailand-Laos: lange Schlangen, viel Verwirrung, aber irgendwie klappt`s doch

Letztendlich waren wir am Ende doch froh, wieder festen Grund unter den Füßen zu haben und machten uns mit dem TukTuk auf den Weg in die Innenstadt nach Luang Prabang. Als ersten richtigen Eindruck bleibt mir leider doch das Bild von sehr vermüllten Straßen. Am Anfang dachte ich noch es sei nur in dieser Stadt so extrem, aber auch an anderen Orten sieht man überall den Müll am Straßenrand rumliegen.. Der Kontrast dazu war der wunderschöne Wasserfall im nahegelegenen Nationalpark, den wir am nächsten Tag besuchten. So blaues Wasser habe ich sonst nur in Kanada gesehen..

Wie auch in den meisten anderen Städten gibt es einen Abendmarkt, auf dem Souvenirs, Essen und Kleidung verkauft wird. Während man in Thailand letztendlich immer die gleichen Produkte findet, war dieser Markt mehr von handgemachten Sachen geprägt. Das einzige, was ich ziemlich in jedem Ort als Erinnerung kaufe, ist eine Postkarte. Die passt trotz meines ganzen Gerödels aufjeden Fall noch rein. An Tagen, wo wir alle mal eine Pause vom Erkunden brauchen, suchen wir meistens nach einem gemütlichen Cafe. Hier veringen wir mehr oder weniger den ganzen Tag mit Lesen, Schreiben, Kartenspielen oder einem Nickerchen in den geliebten Hängematten. Das Cafe "Utopia" macht seinem Namen alle Ehre, direkt am Fluss gelegen ist es einfach, in einen der Sitzsäcke zu versinken. Es hat mich sogar motiviert, am nächsten Tag um halb 7 aufzustehen und zur dort stattfindenden Outdoor-Yoga Klasse zu gehen.

 

Mein bisheriges Highlight in Laos war aber unsere Zeit in Vang Vieng, einer kleineren Gegend 5h südlich von Luang Prabang. Hier konnte ich eines meiner Bucketlistziele abhaken, welches ich schon seit einer Ewigkeit hatte: Eine Rundfahrt mit dem Heißluftballon. Ich hatte keine Ahnung, dass man das hier machen kann, aber angeblich ist es auch eines der günstigsten Orte, um die Welt aus der Vogelperspektive zu erkunden ( ca. 90€). Ein bisschen mumlig war mir schon, die Sicherheitsstandarts sind hier einfach anders als zuhause und als unser Tuktuk-Fahrer uns mitten auf dem Fußballfeld einer Grundschule abgesetzt hat wurde ich nicht gerade entspannter. Es scheint immer noch eine Attraktion für die Locals hier zu sein, viele Kinder und auch Erwachsene kamen, um uns bei der Abfahrt zuzuwinken. Unser Kapitän schien selbstsicher. Die Fahrt war ca. 30 Minuten lang und hat sich soo gelohnt, Wahnsinn wie man so einen Ballon steuern kann nur mit Hilfe von Wind und Feuer ( was übrigens sehr heiß wird am Kopf haha).

Anna: "Maike look scared" Ich: "I am" hahah

 

Also so eine Fahrt kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, es war wie Schweben..

Vang Vieng war auch der Ort, an dem wir 2 Tage in einem Partyhostel untergekommen sind und danach erstmal Pause brauchten. Es gibt hier wirklich komische happy hours: von 19-21 Uhr freien Whiskey oder Vodka (bestimmt nicht den Guten) und man kann sein eigenes Mischzeug mitbringen. Keine Ahnung wie die Bars hier Geld machen haha. Im Vergleich zu anderen Backpackern ist unsere Reisegruppe definitv entspannter, dass wir mal abends mal richtig gefeiert haben kam bis jetzt nur ein paar Mal vor. Es ist einfach zu schade, einen ganzen Tag damit zu verschwenden, verkatert zu sein und die Hitze hilft auch nicht unbedingt.. Ganz entgehen lassen kann man sich den Spaß aber auch nicht, meistens gibt es irgendwelche Feuershows oder man tanzt mit dem verrückten Koreanern zu ihrer Lieblingsmusik.

Wir sind dann also umgezogen in ein "normales" Hostel und es war die beste Entscheidung! Wir haben so viele coole Leute hier kennengelernt, sodass wir am Ende ganze 8 Tage in Vang Vieng verbracht haben. Von Wanderungen, Wasserfällen und "blue lagoons" gabe es hier genug, uns wurde nicht langweilig. Und dazu kam noch eine ganz spezielle Begegnung: Wir waren auf dem Weg zum Abendessen als plötzlich jemand von der anderen Straßenseite auf mich zugerannt kam. Ich konnte es kaum glauben, Garrison, mein Roommate aus Tofino in Kanada war hier! Ich wusste dass er irgendwo in Laos umherreiste, da er aber nicht wirklich social media hat konnte ich ihn nicht genau fragen wo. Naja, musste ich auch nicht, manchmal reicht ein Zufall. Er arbeitet hier in einer Bar und am nächsten Tag haben wir uns ein Buggy geliehen und er hat uns die Umgebung gezeigt.. 

Höhlen gibt es hier aufjeden Fall viele, ich bin zum ersten Mal in einer schwimmen gewesen! Ziemlich cool, und gruselig (wir hatten nur eine Handytaschenlampe und natürlich nur noch ein bisschen Akku, damit es nicht langweilig wird)

Ein Tag,der mir warscheinlich lange in Erinnerung bleibt, lief im Schnelldurchlauf wie folgt ab:

Alex und ich waren morgens beim Yoga, wo man danach umsont frühstücken und den Pool benutzen konnte. Für den Nachmittag liehen wir uns Roller, um die Wasserhöhle zu besuchen. Auf dem Weg dahin hatten wir perfektes timing, um die Geburt eines Kalbs zu erleben. Warte- was? Ja wirklich, Kühe laufen hier überall rum, egal ob auf der Straße oder der Wiese. Eine sich umherdrehende Kuh am Straßenrand weckte unsere Aufmerksamkeit. Wir hielten an und schon ging es los. Man war das aufregend und so schnell! Leider mussten wir gleich feststellen, dass die Kuh doch an einem Seil angebunden war und ihr Kalb knapp nicht erreichen konnte. Das konnte ich nicht mit ansehen und bin in die nahegelegene Straße gelaufen, wo ich auf ein paar Locals stoß. Mit Händen und Füßen probierte ich das Szenario einer Kälbergeburt nachzuspielen (ja,  ich frage mich auch warum sie mir tatsächlich gefolgt sind, ich sah warscheinlich zu verzweifelt aus). Schließlich folgten sie mir und kümmerten sich um die frischgebackene Mama und ihr Neugeborenens. Wow - das war schon cool. 200m weiter mit dem Scooter habe ich dann ausversehen einen kleinen Gecko überfahren. Ich fühlte mich schrecklich, gerade begann ein neues Leben und ich hatte eins beendet.. 

Jedenfalls kamen wir bei der Wasserhöhle an und liehen uns Reifen, mit denen wir die Höhle mit Hilfe eines Seils erkunden. Ein Sturm kam näher und wir schafften es gerade bis zu nächsten Blue Lagoon, bevor es anfing zu regnen. Um die Zeit zu überbrücken spielten wir Karten. Zwei Locals, die die Lagoon leiteten schauten uns zu und gerade als wir gehen wollten setzten sie sich neben uns und teilten die Karten aus. Nur durch das Beobachten und ohne jeglichen Erklärungen haben sie das Spiel verstanden, und wir haben für eine weitere Stunde mit ihnen gespielt (es war zwar ein einfaches Spiel, 31, für die die es kenne, aber trotzdem). Lao Leute sind so freundlich!!! Um den Tag noch abzurunden haben wir uns abends mit vielen Leuten einen Karaoke Raum gemietet (wusste gar nicht dass es sowas gibt haah). Letztendlich ist an diesem Tag nichts Außergewöhnliches passiert, aber es war trotzdem perfekt.

 

Auch nach dieser schönen Zeit wollten wir dann doch weiterreisen und es ging für uns nach Vientiane, Laos Hauptstadt. Zwar sei diese Stadt nicht zu aufregend, aber wie jede Hauptstadt gibt es gute Verbindungen in alle möglichen Richtungen. So war es auch praktisch für Alex, da ihr Rückflug näherrückte. Für sie geht die Zeit in Asien zuende, sie reist nach 3 Jahren Reisen und Arbeiten in der Welt zurück nach Schweden. Auch Nick verabschiedet sich in eine andere Richtung, er fliegt nach Nepal und Anna hatte im Rugby WM Fieber ein Ticket nach Japan gebucht, um England im Finale gegen Südafrika zu unterstützen (ja, das ging nicht so gut aus, aber immerhin war sie jetzt mal in Japan haha. Wir treffen uns für Weihnachten wieder, wohin es geht erzähle ich dann..)

Vientiane war letztendlich wirklich nicht aufregend, aber ich habe mich mit 3 anderen Backpackern zusammgeschlossen, um weiter südlich in dem Ort Thakek einen kleinen Rollerausflug zu machen. Die Landschaft war wirklich schön, mit noch mehr Höhlen und Wasserfällen und generell viel weniger Touristen. Das Rollerfahren macht schon Spaß, man hat zwar immer im Hinterkopf wie viele Leute sich verletzen, aber sobald man aus dem Verkehr raus ist hat man so viel Freiheit! Leider wurde ich etwas krank und habe mich entschieden, den Trip nicht weiterzufahren, da das Ziel eine noch verlassenere Gegend war und medizinsche Versorgung immer unzugänglicher wurde. Ja es war schade, aber letztendlich hatte ich die richtige Entscheidung getroffen. Ich glaube mein Körper brauchte einfach ein paar Tage Pause ( Dank Visabewerbungen und Bankformularitäten wurde mir aber trotzdem nicht langweilig..)

In der Hauptstadt hatten wir uns Fahrräder geliehen und gerade als wir nachhause aufbrechen wollten sahen wir ein Auto, was im Sand stecken geblieben ist.. Trotz des näherkommenden Sturms entschieden wir uns zu helfen und nach einer halben Stunde war das Auto frei.. und wir nass. Aber hey, das gibt ja bekanntlich gutes Karma oder?

Das einzige, wofür Thakhek bekannt ist: The Loop (berühmter Scooter-Roadtrip)

 

Gerade liege ich übrigens in einer Hängematte vor unserem kleinen Bungalow am Mekong River. Ich bin auf den "4000 Inseln" angekommen, mein letzter Halt bevor es nach Kambodscha geht. Ich hab mich die letzte Tage ein wenig gestresst, da ich von vielen anderen schon Horrorstorys bezüglich der Grenzüberquerung gehört habe. Von Scams über lange Warteschlangen bis verlorene Rucksäcke war alles dabei, also drückt mir die Daumen, dass alles gut geht. Letztendlich gehört halt auch das zum Reisen dazu und ich glaube im Vergleich zum Anfang bin ich aufjeden Fall schon entspannter geworden..

Achja, falls ihr euch fragt wie man hier längere Strecken von einem Ort zum anderen überwindet;  Meistens sind es einfache Busse oder Minivans, die bis zum letzten freien Fleck genutzt werden. Wenn wir nicht die teure "VIP" Busverbindung nehmen, reist man gequetscht neben anderen Touristen, Locals, Hühnern & Hasen (kein Scherz), Reissäcken und Wassercontainern durch das Land. Ab und zu steigen Verkäufer in den Bus, die uns Snacks andrehen wollen.. Wer kann zu so einem lecker aussehenden Fisch (denke ich mal dass es das ist?) schon nein sagen hahaha.. Da träume ich lieber von unseren Mahlzeiten in Pai, Thailand (was bis jetzt immer noch mein Lieblingsort zum Essen ist..)

Grober Überblick meiner bisherigen Reiseroute:

Also nach den letzten Wochen kann ich aufjeden Fall sagen, dass Laos ein tolles Land ist. Klar gilt nach wie vor "die Leute machen eine Ort aus", aber wenn dann auch noch die Umgebung stimmt kann man sich nicht beschweren :)

Ich hoffe in good old Germany ist alles i.O. und ihr freut euch auf den Glühwein.. Den werde ich sehr vermissen dieses Jahr!

Alles Liebe,

Maike