Vom Palmen pflanzen und Wellenreiten - Inselabenteuer Philippinen

Samstag, 18.01.2020

Hallöchen und ein verspätetes, frohes 2020.

Ich hoffe ihr habt das neue Jahrzehnt gut begonnen und freut euch, wie ich mich, auf weitere aufregende Abenteuer, ob zuhause oder im Ausland.

Ich befinde mich gerade im Flieger von Manila nach Bali, Indonesien und merke so langsam die 24h, die ich bereits unterwegs bin. So sehr ich die Philippinen liebe, die Inseln sind nicht gerade reisefreundlich, um von A nach B zu kommen (vorallem, wenn man weitesgehend das Fliegen vermeiden zu versucht).. Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen überrascht, dass ich es bis hier her geschafft habe, denn ausbrechende Vulcanos und gestrichene Fähren ließen meine Ausreise schlecht aussehen. Wie ich von den Filippinos aber gelernt habe, braucht man sich nicht sorgen und von irgendwo haben sie zumindest das Fährenproblem gelöst, sodass ich immerhin von der ersten Insel runterkam. Mit einem kleinen, lauten Fischerboot ging es auf die nächst größere Insel, von da aus brachte mich ein Van so nah es geht zum Hafen. Ich hatte 20 min bis die Nachtfähre ablegte, von Schiffen war noch weit und breit keine Sicht, doch ein Local sah meinen jetzt doch wachsenden Stresspegel und lief mit mir zu einem Motorradfahrer (wobei mir auch noch mein geliebter Schuh kaputt ging), drückte ihm Geld in die Hand und auch wenn ich kein Wort verstand, stieg ich barfuß und mit meinem Gepäck auf das Motorrad. Ich hatte sowieso keine andere Wahl, verpasse ich die Nachtfähe verpasse ich auch meine zwei Flüge am nächsten Morgen, außerdem ist es der letzte Tag meines Visums und einen illegalen Aufenthalt wollte ich schon gerne vermeiden. Ja, wenn ich jetzt so zurückschaue hätte ich vielleicht etwas Zeitpuffer einbauen sollen, aber nun gut, man lebt und man lernt. Wir schlängelten uns durch Seitenstraßen, vorbei am abentlichen Verkehr und um 18.57 Uhr stieg ich am Hafen fix und fertig vom Motorrad. Auf der Fähre angekommen fiel ich erleichtert auf mein Stockbett, die Tatsache, dass die Fähre erst mit einer Stunde Verspätung ablegte, akzeptierte ich wortlos.

Leider habe ich nicht so viel Schlaf bekommen, wie mir lieb gewesen wäre, und als wir morgens um 5.30 Uhr andockten, war es draußen noch dunkel. Zu meiner Überraschung war es aber schon super voll am Hafen in Cebu, je näher ich der Menschenmasse kam und nach kurzer Nachfrage wurde mir bwusst, dass ich mich mitten in einer nationalen Feiertagsparade befand. Die Locals waren alle verkleidet und feierten das religiöse "Santo Nino" Festival. Da es eh noch zu früh war, um irgendwo zu frühstücken, guckte ich dem ganzen Schauspiel eine gute Stunde zu, bevor ich mich auf zum Flughafen machte.

Morgens um halb 6 am Hafen in Cebu, Locals feiern das Santo Nino Festival mit einer Parade zum Sonnenaufgang

Der Vulkan, welcher vor gut einer Woche mit Folge von Erdbeben in der Nähe Manilas ausbrach, ließ noch offen, ob meine Flüge überhaupt stattfinden würden. Ich habe übrigens somit zum ersten Mal einen Erdbeben gespürt, ich saß mit ein paar Freunden zusammen auf der Insel Siargao und plötzlich ruckelte es. Zwar nicht doll (Stärke von 5.1), aber stark genug, um kurz Panik zu bekommen..

Da kann man sich wirklich glücklich schätzen, dass wir zuahuse in einer so „sicheren“ Gegend wohnen, die Locals hier müssen mit so etwas ja Tag täglich rechnen.

 Naja, wenn ihr diesen Eintrag lest habe ich aber Wlan gefunden und bin in Bali angekommen, jetzt erzähle ich euch erstmal zusammengefasst von meinen unglaublichen 4 Wochen auf den Philippinen.

 Angefangen hat alles mit einem Wiedertreffen im Dezember; Anna, einer meiner ersten Reisefreunde aus Bangkok war die Nacht vor mir schon in Puerto Princesa, Palawan, angekommen und zusammen mit ein paar anderen Reisenden, die wir während unserer Thailand/Laos/Kambodschareise kennengelernt haben, wollten wir Weihnachten feiern. Ursprünglich waren wir zu 7., haben dann aber noch zwei Kanadier kennengelernt und sie spontan in unser Airbnb eingeladen.

Wir hatten ein richtig cooles Grundstück mit Pool und unser Host Don wohnte direkt nebenan. Alles war schon weihnachtlich geschmückt und da unsere Gruppe insgesamt aus 6 verschiedenen Nationen bestand und jeder Weihnachten zuhause ein bisschen anders feiert, haben wir alle Traditionen zusammengewürfelt. Die Philippinen sind größtenteils katholisch und freuen sich das ganze Jahr über auf Weihnachten. Bei mir kam keine richtige Feiertagsstimmung auf, wahrscheinlich aufgrund der Hitze, dem fehlenden Schnee (ach Kanada, letztes Jahr war es so weihnachtlich) und natürlich hat mir meine Familie gefehlt. Als wir am 24.12 aber zum Großeinkauf in den Supermarkt gefahren sind und für ca. 30 min in der Schlange standen, alle Verkäufer Santahats aufhatten und „last christmas“ durch die Lautsprecher dudelte, da fühlte es sich doch irgendwie ein bisschen weihnachtlich an.

Wir hatten 4 super schöne Tage, haben gekocht, wurden von unseren philippinischen Nachbarn zum Essen eingeladen, bekamen Weihnachtslieder von Kindern vorgesungen und haben am regnerischen Tag alle Weihnachtsfilme geguckt.

Ein Weihnachten unter Palmen stand schon immer auf meiner Bucketlist, jetzt kann ich es abhaken

 Bevor das Jahr 2019 zuende ging hatte ich noch einen Wunsch auf der Liste: Ich wollte meinen Tauschschein machen und endlich die Unterwasserwelt über die Schorchelperspektive hinaus erkunden. 5h nordwestlich von Puerto Princesa, in einem kleinen Ort names „Port Barton“ habe ich eine Tauschschule gefunden. Die Theorie hatte ich vorher schon online bearbeitet und vor Ort traf ich meinen Tauschlehrer Chris, welcher zu meiner Freude aus Kanada kam. Ich war seine einzige Tauschschülerin, auf dem Boot befanden sich ansonsten nur schon ausgebildete Taucher. Mich fasziniert dieses ganze Equipment und die Unterwasseratmung noch immer, vor allem jetzt, wo ich verstehe, wie es funktioniert.

Wir übten eine ganze Reihe von skills, die man im Notfall anwenden muss, um sicher zurück an die Oberfläche zu kommen oder einem „buddy“ Unterwasser zu helfen. Doch wenn alles funktioniert und man den richtigen Auftrieb Unterwasser erreicht, dann ist tauchen wirklich wie schweben und alles scheint so friedlich. Im klaren, warmen Wasser gibt es so viel zu sehen, meine Highlights waren bis jetzt Schildkröten und ein ganzer Schwarm von Regenbogenfischen. Nach 3 Tagen verzeichne ich insgesamt 6 Tauchgänge in meinem Buch, und als i-Tüpfelchen brachte Chris mich zu einem Schiffsreck. Unbeschreiblich, ich habe für die ganze Erfahrung gar keine Worte. 2019 war ein großes Jahr für mich, wenn nicht sogar das Beste, was ich mit meinen 21 Jahren je erleben durfte. Schwer vorzustellen, dass ich am Anfang des Jahres noch in Sun Peaks das Snowboarden gelernt habe, im Sommer meine besten Freunde in Tofino kennenlernte, sie mir das Surfen beibrachten und ich das Jahr wortwörtlich Unterwasser auf den Philippinen beendete. Hätte mir das wer Anfang 2018 vorhergesagt, hätte ich es auch nicht geglaubt, aber hey, alles ist ja bekanntlich möglich wenn man es wirklich will (und bereit ist hart zu arbeiten, denn no kidding - kostenlos ist der Spaß hier ja auch nicht).

Für Silvester sind wir noch weiter nördlich gereist, ins berühmte El Nido. Um es vorwegzunehmen, ja die Strände sind unglaublich und so wie man es sich vorstellt (weißer Strand, klares Wasser und Palmen), aber man muss auch ein Boot raus aus der hektischen Stadt nehmen, nur um dann trotzdem noch mehr Boote und Menschen zu treffen. Ich denke El Nido ist ein klassisches Beispiel von Massentourismus, ich kann nichts dagegen sagen, bin ich ja selber Teil davon, aber immerhin leitet die Regierung einige Schritte ein, um die Umwelt und Bevölkerung zu schützen. So gibt es z.B. eine Art „Kurtaxe“, die jeder Tourist zahlt, um ökologische Projekte zu unterstützen, es gibt keine Strohhalme und Plastiktüten etc. Wenn ich es mit Port Barton vergleiche, gefällt mir letzteres doch besser, aber für Silveser war El Nido perfekt. Mit einem Großteil der Leute von Weihnachten haben wir tagsüber eine Islandhopping-tour gemacht, abends zusammen gegessen und in einer Strandbar bis in die Morgenstunden getanzt.

Wie es früher oder später dann aber so kommt hieß es Abschied nehmen, von Anna und den anderen. Ich hatte mich vorher schon um einem workaway Platz auf einer anderen Insel beworben (Freiwilligenarbeit gegen Unterkunft), da ich mich für eine längere Zeit an einem Ort niederlassen wollte. Das ständige Umherreisen kann schon anstrengend sein.. (Luxusprobleme, ich weiß), außerdem wollte ich mehr surfen und Siargao ist der Ort in den Philippinen mit den besten Wellen.

Siargao ist eine wunderschöne Insel, wirklich ein Paradis auf Erden mit Palmen so weit das Auge reicht. Ich habe in einem Hostel ausgeholfen, für ca 4h Arbeit am Tag/5 Tage die Woche bekam ich ein Bett, konnte die Küche und Waschmaschine nutzen. Die Arbeit war einfach, entweder simple Hausarbeiten tagsüber oder die Rezeption am Abend. Gerade die Abendschicht war cool, da man auch Bier verkaufte und so alle Gäste kennenlernte. Außerdem gab es ein paar andere Volunteers, mit denen ich mich schnell anfreundete; zusammen unternahmen wir Bootstouren, gingen surfen oder entspannten an einem der vielen Strände. 

An einem meiner freien Tage haben wir eine ganz besondere Bootstour gemacht, ich habe meine eigene Palme gepflanzt, wir haben auf dem Bergipfel meditiert, das Skimboarding ausprobiert, und Palmenkränze geflochten. Oh und zwei bekannte Gesichter, Joost und Priscilla, mit denen ich Weihnachten gefeiert habe, kamen auch nach Siargao! (Meine Palme heißt übrigens Wilson, if you know you know..)

Was sich vom Surfen in Tofino unterscheidet, ist zum einen die Wassertemperatur. Bye bye wetsuit, ein Bikini und Rashguard als Oberteil zum Schutz vor Sonne und Scheuerung reicht bei 27 Grad völlig aus. Durch das Riff und die Korallen muss man sich allerdings an die Ebbe und Flut Zeiten halten, denn nur bei einem hohen Wasserspiegel kann man sicher surfen. Das war zu den Sandstränden in Kanada schon erstmal gewöhnungsbedürftig und natürlich gingen alle Menschen zur selben Zeit, was die Strände oft überfüllte. Trotzdem hatte ich eine mega Zeit, viel Muskelkater durch das verlernte Paddeln aber ich habe mich doch schnell wieder dran gewöhnt. Trotz einiger Surferfahrung bin ich noch immer ein Anfänger, zwar kann ich mein Board besser händeln und weiß die Wellen zu lesen, aber den Fortschritt, den man auf dem Board macht, ist minimal. Wenn man den Profis zuguckt, sieht es immer so einfach aus, aber das täuscht (wie mit fast Allem..)! Trotzdem motiviert jede Sekunde, in der man auf dem Board steht, wieder rauszupaddeln, eventuell Salzwasser zu verschlucken, und durchs Wasser gewirbelt zu werden..

Mit dem trycycle oder scooter geht es zu einem der Surfstrände, von Anfängerwellen bis Profi gibt es hier alles! Besonders berühmt "Cloud 9", einmal im Jahr findet hier eines der größten Surfevents der Welt statt! 

Wir hatten weitesgehend Glück mit dem Wetter, nur für ein paar Tage hat es wirklich durchgehend geregnet. Da merkt man dann auch die unterentwickelte Infrastruktur, alles stand teiweise fast bis zu den Knien unter Wasser. Da schnappt man sich am Besten ein Buch und legt sich in eines der Hängematten, ich liebe unser Hostel!

Ein weiter Vorteil des Insellebens: es gibt das beste Obst! Von Mangos bis Ananas und frischen Bananen ist alles dabei, schnell wurde ich zum Stammkunden in einer der vielen Obstläden

So, ich denke viel Überzeugung braucht es nicht, die Philippinen auf die Reiseländerwunschliste zu schreiben. Ich rate aber jedem, sich vorab für eine oder zwei Inseln zu entscheiden. Ich weiß dass es noch ganz viele Orte zu sehen und Dinge zu tun gibt,  aber man verliert eine Menge Zeit (&Geld), wenn man überall hinwill. Außerdem ist es viel schöner, wenn man nach einiger Zeit weiß, wie die Locals heißen, wann die nächsten Mangos geliefert werden, und  wo die besten Surfspots sind. Und das findet man meiner Meinung nach nur raus, wenn man das "slow travel" Leben genießt.

Ich denke die ersten Tage in Bali werde ich mich ausruhen müssen, selbst 30 Grad schonen einen nicht vor einer Erkältung. Mein erster Anlaufspunkt wird Ubud sein, hier treffe ich mich mit Paula (jaa, von Weihnachten), und einer Freundin aus Tofino, die hier gerade ihre Yogalehrerausbildung macht. Ich freue mich so auf meine  eigene Ausbildung im März, bis dahin muss ich aber wirklich noch mehr trainieren und mit dem Lernen anfangen!

Ich hoffe euch geht es gut und falls ihr Tipps für Indonesien habt, immer her damit, ich habe 4 Wochen Zeit!!
Ganz liebe Grüße

Maike