Das Land der Drachensöhne und Feentöchter...

Sonntag, 22.12.2019

.. oder wie Vietnam auch sonst genannt wird, hier kommt Teil 2!

Schön, dass ihr euch im Weihnachtsstress noch die Zeit nehmt und lest, was auf der anderen Seite der Welt so passiert..So spannend ist es im Moment aber nicht. Mir ist ein bisschen schlecht, vielleicht liegt es an dem Wellengang oder doch am Schokokuchen, den ich heute als Alternative zum eigentlichen Mittagessen hatte (die vegetarische Ernährung ist auf dem Inselleben anscheinend noch nicht so bekannt ).

Ich liege im Hochbett, eines von Hunderten, auf der Fähre von Manila nach Puerto Princesa auf den Philippinen. Sage und Schreibe 10h sind wir dem eigentlichen Zeitplan hinterher, d.h. anstelle 19Uhr heute Abend werden wir so gegen 4 Uhr morgen ankommen. Das war dann die längste Bootsfahrt jemals, wir sind nämlich schon seit gestern Mittag um 12 auf dem Boot. Keine Ahnung, warum wir so ewig brauchten um loszufahren und wie es zu so viel Verspätung kam aber naja, ich denke es könnte schlimmer sein. Schließlich habe ich es tatsächlich auf die Phillipinen geschafft und morgen gibt es eine Wiedervereinigung mit Anna und ein paar anderen Reisenden, und irgendwer meinte, Weihnachten stehe vor der Tür, auch wenn es ca. 30 Grad zu warm ist. Ich freue mich riesig! Und wenn ihr das hier lest, habe ich die Fahrt überstanden und eine stabile Internetverbindung gefunden!

"Super Value Class" auf der Fähre nach Puerto Princesa- es waren mehrere Betten auf dem Deck, welches zu den Seiten hin offen war, Meeresblick der feinen Art

Ich wollte euch aber erstmal noch vom Rest meiner Vietnamreise erzählen. 4 Wochen gingen viel zu schnell rum und auch wenn ich mehr oder weniger durchgehend irgendwie krank war ist Vietnam bis jetzt das Highlight meiner Südoastasienreise. Ich kann gar nicht genau festlegen, woran das liegt, ich denke es ist ein Mix aus den unternommenen Aktivitäten, der unglaublich abwechslungsreichen Landschaft, und den Leuten - sowohl Locals als auch andere Reisende. Ich fasse hier mal meine Lieblingsorte zusammen;

Zwei meiner Lieblingssnacks; Ananas am Stick und Coconutcoffee

Je nördlicher wir gingen, desto bergiger und kühler wurde es. Ich Schlaukopf hatte gerade das letzte Paket mit wärmeren Sachen nachhause geschickt, da ich sie nicht noch länger mit mir rumschleppen wollte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich bald nach einer dicken Jacke und warmen Socken sehnen würde (es war abends teilweise nur 6-7 Grad..). Trotzdem hatten wir Glück und es gab nur wenige Tage in Vietnam, wo es tatsächlich länger geregnet hat.

In Ninh Binh haben wir uns sofort in die Umgebung verliebt. Wir heißt übrigens immer noch Jette, Eva, Megan, Ieuan und ich, wir sind tatsächlich bis zum Ende der Vietnamreise zusammengeblieben. Wir haben eine Fahrrad- und Bootstour gemacht, sind auf einen wirklich hohen Berg geklettert (alles mit Treppenstufen..) und haben die Gegend mit Scootern erkundet. Im Vergleich zu den anderen Ländern ist Vietnam hinsichtlich Aktivitäten ein bisschen teurer, für Essen und Unterkunft zahlt man aber trotzdem noch sehr wenig ( Währung ist hier „Dong“,Hochbett ca. 3-5€/Nacht und 1-3€ für eine Mahlzeit).

Eine Sachen, die man in Vietnam gemacht haben muss, ist ein Besuch des Unesco Weltkulturerbes- Halong Bay. Die westliche Bucht verspricht traumhafte Landschaften und viele Leute machen eine mehrtägige Bootsfahrt, um sie zu erkunden. Wir entschieden uns aber auf die nahelegende Insel CatBa zu reisen und die Bootstour von da aus zu buchen. Ich kann die Auszeichnung aufjeden Fall verstehen, die "limestones" (Kalksteinfelsen kommt als Übersetzung, klingt komisch aber die Bilder zeigen, was ich meine) sind einfach wunderschön und es gibt so viele!

Die Bootsfahrt war sehr abwechslungsreich, wir konnten sowohl auf einer Insel einen Berg hochklettern als auch die Gegend mit dem Kayak erkunden. Die Sicherheitsauflagen sind hier defintiv nicht die gleichen wie in Europa - selbst von so touristischen Gebieten wie Halong Bay hätte ich mehr erwartet. Die kleine Wanderung auf Monkey Island war alles andere als sicher, der Weg zur Spitze hoch war auch der Weg runter und ich bin überrascht und erleichtert, dass alle Leute es heile wieder aufs Boot geschafft haben. Man musste wirklich steile Steinwände hoch und runter klettern, zwischendurch sah man einen Affen, dem man „bloß nicht nahekommen“ soll, da sie gerne auch mal zu beißen. Ja super, und dann sind da einfach so so viele Leute, die einen wollen hoch, die anderen wollen runter! Naja, die Aussicht war es definitiv wert. Auf Cat Ba haben wir entschieden, direkt einen Nachtbus nach Ha Giang zu nehmen, um den Motorrad-“loop“ zu starten. Wir hatten schon sooo viel darüber gehört und wirklich alle, die ihn gemacht haben, war es das Highlight Vietnams.

Der Ha Giang Loop ist ein 3 oder 4 tägiger Motorradtrip durch die Berge und Dörfer im Norden Vietnams. Man kann ihn selber fahren oder einen „Easyrider“ buchen, einem Local, der dich auf seinem Motorrad mitnimmt. Ich hatte lange überlegt, die Easyrider Option zu wählen, da die Straßen wirklich nicht einfach zu fahren sind und so viele Leute sich verletzten. Abgesehen davon habe ich gar keinen Motorradführerschein und für den Loop reichte ein einfacher Roller nicht, da man teilweise für den Anstieg eine Gangschaltung braucht.  Naja, ich wollte mich vor Ort entscheiden und nachdem wir das halbautomatische Motorrad ausprobiert habe stand fest, dass wir es doch alle selber probieren wollten. Schalten war einfach und das Fahren macht wirklich Spaß. Zudem konnten wir uns richtige Schutzkleidung leihen und für einen kurzen Moment war ich wirklich dankbar, dass es nicht so warm draußen war. Wir hatten uns in ein Hostel eingebucht, welches für seine guten Touren bekannt war und entschieden uns für die 4 tägige Gruppentour. Somit wurde Unterkunft und Essen für alle Mitglieder organisiert, wir hatten nur einen Job: nicht verletzen und nicht verloren gehen!

Vorallem das Erste ist leichter gesagt als getan haha, die Straßen waren teilweise wirklich keine Straßen und ich hätte manchmal das Motorrad lieber geschoben, als über die Baustellen zu fahren. „Augen zu und durch“ war dann hier mein Motto. Oh man, wenn ich jetzt so drüber nachdenke weiß ich echt nicht, wie ich die Tage heile überstanden habe. Könnt ihr euch mich auf einem Motorrad vorstellen? Ich mich eigentlich auch nicht haha.

Der Ha Giang Loop ist als Attraktion noch gar nicht so lange bekannt, daher sind viele Wege noch sehr schlecht ausgebaut oder ungeeignet, um mit dem Motorrad zu fahren. Dafür waren die Unterkünfte ziemlich neu und gemütlich, wir haben oft alle zusammen einfach auf Matratzen auf dem Boden geschlafen.

Darf ich vorstellen, 3 Pilzköpfe aka Jette, Maike und Eva (safety first), Family Dinner hier traditionell auf dem Teppich, Matratzenlager (weil viele Menschen auf einem Haufen glücklicherweise warm halten), Roadsnack( gematschte Banane mit Sesam? hat geschmeckt wie es aussieht)

Um jetzt nicht alles Tag zu Tag zu dokumentieren erzähle ich euch mal von meinen Highlights:

  • wir sind kurz rüber nach China gefahren (bzw. das letzte Stück gewandert, die Grenze war mehr oder weniger im Wald und nur durch ein Stein-Denkmal gekennzeichnet)

  • Skywalk (ein super schmaler Weg neben einer Klippe, welcher zu einem Berg führte,den wir hochkletterten; wirklich tricky und ein bisschen scary aber die Aussicht war es auch hier wert)

  • Bootstour auf einem der super blauen Seen zwischen hohen Bergen (Kanada-Sehnsucht wurde stärker)

  • Wasserfall

  • eine mega große Höhle auf einem Berg

  • abendliche Lagerfeuer mit allen nach unserem Family Dinner

  • nach 450km heile wieder angekommen zu sein

Am Anfang waren wir noch recht viele, mit der Zeit haben sich aber manche von der Gruppe gelöst oder sind schon nach 3 Tage heimgefahren. Eine große Gruppe kann anstrengend sein, weil man immer auf irgendwen warten muss, aber es war auch cool, so viele neue Leute kennezulernen. Der ganze Spaß hat für 4 Tage und alles inklusive 130€ gekostet, für asiatische Verhältnisse sehr teuer aber es war schön, sich für eine urze Zeit  mal um nichts zu kümmern. Ich denke die Bilder sprechen für sich, es war auch für mich definitv eines der besten Sachen, die ich während meiner Reise gemacht habe. 

Ein letztes Mal haben wir dann den Nachtbus nach Hanoi genommen, Vietnam's Hauptstadt. Hier hatte ich noch ein paar Tage bis zu meinem Flug auf die Phillipinen, konnte die Stadt erkunden und ein paar bürokratische Dinge erledigen. Ich musste die Botschaft besuchen um sicherzugehen, dass mein Reisepass noch lang genug gültig ist ( läuft nämlich nächstes Jahr ab :( ) Mein nächster Schritt steht fest und ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich mich tatsächlich angemeldet habe: eine Yogaschule in Südthailand bildet Lehrer aus mit Fokus auf  Yoga als Therapie. Mitte März absolviere ich also einen 29 tägigen Kurs, dden ich bei erfolgreichem Abschluss als Yogalehrerin verlasse. Für mich ist das ein großes Ding, erstens weil ich seit Monaten noch nie irgendwas vorausgebucht habe (vorallem nichts in Hinsicht auf Bildung) und zweitens weil es ein Schritt in Richtung Realität ist. Die Ausbildung steht in Verbindung mit meinem angestrebtem dualen Studium in der Physiotherapie nächstes Jahr im Herbst. Ich habe noch keinen Rückflug nach Deutschland gebucht (man weiß ja nie, was das Ausland so als Jobmöglichkeiten zu bieten hat), aber die Idee ist da. Und das fühlt sich noch ganz unreal an. Aber hey, bis Mitte März ist ja noch Zeit und es stehen noch einige Länder auf meiner Liste. Das Ablaufdatum meines Reisepasses ist super ärgerlich und in irgendeiner Hinsicht auch nervig, da ich warscheinlich noch ewig weitergereist wäre, aber ich vermisse zuhause. Ja, good old Germany ist ja trotzdem noch in meinem Herzen. Außerdem brauche ich eine Qualifizierung, um erneut ein Arbeitsvisum für Kanada zu bekommen. Und ich habe gehört, dass sie unter anderem auch nach Physiotherapeuten suchen ;)

Nachtbusse in Vietnam sind so ne Sache für sich, man muss Glück haben und einen guten Platz bekommen, ansonsten kriegt man kein Auge zu. Mit 5 Leuten am Ende des Busses ist, naja, nicht so bequem

So, jetzt steht aber erstmal Weihanchten auf dem Plan. Wir haben ein Haus mit ein paar anderen Reisenden gebucht und ich freue mich auf ein paar Tage ohne rumreisen, denn auch das kann anstrengend sein. Wohin es danach geht, weiß ich noch nicht, vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps bezüglich der Philippinen. Ich denke aber, ich lass mich für ein paar Wochen nieder, suche eventuell nach Arbeit in einem Hostel und kann nachmittags surfen und hoffentlich das Tauchen lernen!

Auch wenn die Feiertage vielleicht stressig werden, freut euch, dass die ganze Familie zusammen kommt. Für mich ist es das zweite Jahr in Folge ohne Familie, ich weiß dass ich das selber so entschieden habe, trotzdem gibt es Tage, da wäre man lieber zuhause (da helfen auch keine Strände und Kokosnüsse). Ich wünsche euch wunderschöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr,  wenn 2020 nur halb so gut wird wie 2019 bin ich zufrieden.

Maike